11.11.2024
HUPF-Sponsorenessen 2024
22. Sponsorenessen des Hilfs- und Unterstützungsfonds der Polizei erneut mit großem Zuspruch
Kiel. Alljährlich erfreut sich das Sponsorenessen des Hilfs- und Unterstützungsfonds der Polizei großer Resonanz. So waren auch bei der 22. Auflage rund 80 Gäste aus allen Teilen der Gesellschaft ins Kieler Maritim Hotel gekommen, um mit ihrer Teilnahme den seit 2001 bestehenden Verein mit dem Vorsitzenden Andreas Breitner an der Spitze zu unterstützen. Das Essen dient dazu, Gelder für die Arbeit des Fonds zu sammeln.
Neben Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack waren aus der Polizeiführung Landespolizeidirektorin Dr. Maren Freyher, der Leiter der PD AFB Eutin Michael Kock und der Leitende Polizeidirektor Hartmut Kunz dabei, auch Polizeiseelsorger Christian Kiesbye.
Und mit dem NDR-Intendanten Joachim Knuth hatte sich auch ein namhafter Ehrengast in den Dienst der guten Sache gestellt und mit seinem kurzweiligen Vortrag über „Medien, Macht, Moral“ das Interesse der Gäste des Sponsorenessens geweckt.
„Die Schilderungen von Jerome W. haben sehr eindrücklich vor Augen geführt, mit welchen unberechenbaren Gefahren und Gewalt der Polizeiberuf verbunden ist“, sagte der HUPF-Vorsitzende Andreas Breitner nach den Darstellungen des 35-jährigen Hauptmeisters.
Große Aufmerksamkeit fand ein Interview von Jérôme W., einem schleswig-holsteinischen Polizisten, der bei einem Einsatz verletzt worden war und eine Zuwendung des Polizeihilfsfonds erhalten hatte. Der 35-Jährige, dessen Vater und Großvater auch Polizisten waren, schilderte von zwei Einsatz-Begebenheiten, die für ihn unvergesslich bleiben werden.
Es war Silvester 2017, als bei einem Einsatz ein psychisch kranker Angreifer mehrfach auf Jérôme W. und seinen Streifenkollegen geschossen hatte, beide jedoch glücklicherweise mit dem Leben davongekommen waren. Überlebt hatte auch der Angreifer, der bei dem Schusswechsel lebensgefährliche Verletzungen erlitt und zu verbluten drohte. Allerdings konnte nur dank der sofortigen Hilfe aller vor Ort eingesetzten Beamten der Tod des Mannes verhindert werden. In der Folge sah sich W. eines Strafverfahrens ausgesetzt, das später eingestellt wurde.
Ganz ohne körperliche Folgen blieb der dramatische Einsatz für Jerome W. nicht, er leidet seither unter einer dauerhaften, irreparablen Hörschädigung. Erst nach neun Monaten hatte sich der Streifenbeamte so weit wieder erholt und nahm mit neuer Motivation seinen „normalen Dienst wieder auf.
Knapp eineinhalb Jahre nach diesen gravierenden Erlebnissen sollte W. in der Nacht vom 12. April 2019 in einen weiteren Einsatz mit dramatischem Ausgang geraten.
Der Schutzpolizist befand sich erneut nachts mit einem der Kollegen auf Streife, der auch an dem Einsatz in Ende 2017 dabei war. Eine Fahrzeugkontrolle im Innenstadtbereich von Bad Segeberg sollte für die beiden Streifenbeamten einen unerwarteten Verlauf nehmen. Bei der Überprüfung eines verdächtigen Fahrzeugs reagierte dessen Fahrer von Beginn verbal aggressiv und gewaltbereit. Es kam zu einem heftigen körperlichen Angriff auf Jerome W. und seinen Kollegen. Der renitente Fahrzeugführer zog sich bei der körperlichen Auseinandersetzung eine Kopfverletzung zu, kollabierte im weiteren Verlauf und verstarb später im Krankenhaus. Wie sich später herausstellte, hatte der Verstorbene, der unter Drogen- und Alkoholeinfluss stand, bereits eine Vorschädigung, die als Folge der heftigen Auseinandersetzung zu seinem Tod führte.
Wie im ersten Fall sahen sich die beiden eingesetzten Polizisten einem Strafverfahren ausgesetzt. Nunmehr wegen fahrlässiger Tötung. Seit dieser Nacht waren beide Beamte erst einmal nicht mehr dienstfähig.
Im Gespräch mit der Journalistin Lena Fritschle berichtete der Beamte sachlich, aber detailliert und verständlich, über die vielfältigen, insbesondere auch seelischen Belastungen während und nach den beiden schwerwiegenden Einsatz-Geschehnissen.
Lena Fritschle war beeindruckt vom „Auftritt“ von Jérôme W.: „Das Gespräch mit dem im Dienst verletzten Polizeibeamten hat mich tief beeindruckt. Er hat den Mut aufgebracht, über zwei extrem belastende Situationen zu sprechen, die nicht nur seinen beruflichen Alltag, sondern auch sein Leben nachhaltig verändert haben. Besonders imponiert hat mir, wie reflektiert er auf die Zeit nach den Ereignissen blicken kann“, so die Journalistin. Der Polizeibeamte habe seine Erlebnisse zum Anlass genommen, Vorschläge für eine bessere Begleitung von traumatisierten Kolleginnen und Kollegen an entsprechender Stelle zu unterbreiten und damit für zukünftig Betroffene einen Stein ins Rollen gebracht. „Schön war es, abschließend zu hören, welch wichtige Rolle der HUPF für ihn hatte. Durchs Wahrnehmen, Zuhören und etwas Schönes anbieten - einen Erholungsurlaub. Damit hat der Polizist die Bedeutung des HUPF ganz wunderbar beschrieben“, war Lena Fritschle angetan.
„Die Schilderungen von Jerome W. haben sehr eindrücklich vor Augen geführt, mit welchen unberechenbaren Gefahren und Gewalt der Polizeiberuf verbunden ist“, sagte der HUPF-Vorsitzende Andreas Breitner nach den Darstellungen des 35-jährigen Hauptmeisters. Nicht selten seien es gerade Anlässe wie Verkehrskontrollen oder Streitigkeiten, die Streifenpolizisten unversehens in eine dramatische Gefahrensituation brächten, so der ehemalige Innenminister. In rund 300 Fällen hat der Fonds über 280.00 Euro für im Dienst verletzte oder Angehörigen von getöteten Beamten bisher ausgekehrt.